Das spätgotische Taufbecken verdient es, besonders herausgestellt zu werden:
Zum einen steht es für das Initiationssakrament Taufe, zum anderen zeigt es eine hohe künstlerische Ausgestaltung gepaart mit tiefgründiger theologischer Sakraments- und Glaubensdeutung – erkenntlich durch das um das Becken laufende Spruchband, das in etwa folgendermaßen lautet: „Johannes hat am Jordan getauft und ohne das Sakrament der Taufe wird niemand auf Erden selig.“ (Nach Meinung Peter Ruderichs in Weismain, Band 2, Seite 94, Anmerkung 62 sei dies wörtlich mit Sicherheit falsch, sinngemäß scheine die Inschrift aber so zu lauten. Er begründet dies damit, dass es ihm nicht gelungen sei, die in gotischen Minuskeln und zuweilen spiegelverkehrt, schräg oder auf dem Kopf stehende Inschrift wirklich zu entziffern.)
Rings um den sechseckigen Schaft sind in Reliefdarstellung und mit Inschrift versehen sechs heilige Frauen dargestellt und zusätzlich gekennzeichnet durch ihre Attribute:
Dorothea mit Blumenkorb, Katharina mit Schwert und Rad, Maria Magdalena mit Salbgefäß, Ottilie mit Buch und Augen, Margareta mit Drachen und Barbara mit Kelch. Dorothea, Katharina, Margareta und Barbara haben eine Krone auf dem Haupt, welche auf ihr erlittenes Märtyrertum und Blutzeugnis für ihren christlichen Glauben hinweist.
An den sechs Ecken des Taufbeckens lächeln verzückt und erlöst dem Betrachter ebenfalls sechs Heilige entgegen: St. Martin mit Mitra und Bischofsstab, Kaiser Heinrich mit Krone und Zepter, Johannes der Täufer, erkenntlich an seiner Haartracht, Jakobus mit Pilgerstab, Stephanus mit Steinen und Laurentius mit einem Rost als Attribut.
Dieses Lächeln und die Verzückung korrelieren mit dem Tauflied im Gotteslob 870, Strophen 2, 3 und 4, worin die ganze Glaubenslehre des Taufsakramentes in ein Lied gefasst ist:
„O Seligkeit, getauft zu sein, in Christus neu geboren! Von aller Schuld bin ich befreit, erlöst ist, was verloren. Wer kann ermessen welche Gnad mir Gott, der Herr, erwiesen hat? Mein Leben soll es danken.
O Seligkeit, getauft zu sein, in Christus eingesenket! Am Leben der Dreieinigkeit ward Anteil mir geschenket. Ich bin der Kirche Christi Glied: Ein Wunder ist’s, wie das geschieht. Ich bete an und glaube.
An Jesu Christi Priestertum hab ich nun teil in Gnaden. Zum Opferdienst, zum Gotteslob hat er mich eingeladen. Ich bin gesalbt zum heiligen Streit, bin Christi Königreich geweiht. Ihm will ich leben, sterben.“
Wie schon dargelegt: Das Taufbecken ist in Stein gemeißelt die ganze Summe eines christlichen Lebens: Der Getaufte kann verzückt lächelnd eigentlich alle Schwierigkeiten seines Lebens meistern, sofern er es will.