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Vorstellung

Die katholische Kreuzkapelle (Burgweg 21, 96260 Weismain) ist ein eingetragenes Baudenkmal (Bayerische Denkmalliste Nr. D-4-78-176-43).

Ihre Errichtung war das erste größere Bauvorhaben der Weismainer Bürgerschaft nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs. Auf dem Bauplatz außerhalb der Stadtmauer, im Osten der Stadt am Weg nach Niesten und Krassach, stand ursprünglich nur ein Kreuz, zu dem die Karfreitagsprozession zog.

Im Spätsommer 1701 begannen die Bauarbeiten, die von Maurermeister Johann Michael Schreinlinhard geleitet wurden. Peter Ruderich bezweifelt, dass der Maurermeister zugleich der Architekt der Kapelle gewesen sei. Er vermutet vielmehr: Es scheint daher wahrscheinlicher, den Entwurf dem Taufpaten seines Sohnes zuzuschreiben, dem bewährten Maurermeister Christoph Leidner, einem gebürtigen Tiroler aus der Pfarrei Ebbs bei Kufstein. Dieser ist schon 1687/88 als Geselle in Bamberg nachweisbar, arbeitete 1689 bis 1692 als Polier Leonhard Dientzenhofers an der Bamberger Jesuitenkirche, am Amtsschloß Marloffstein und schließlich auf Schloß Greifenstein. 1692 erhielt er das Landmeisterrecht als Maurer und Steinhauer; zunächst in Hallstadt ansässig, ließ er sich 1694 in Gaustadt und schließlich 1697 in Bamberg nieder. Von hier aus war er bis zu seinem Tod 1719 vor allem als Baumeister von schlichten Landkirchen und Pfarrhöfen im gesamten Hochstiftsgebiet recht erfolgreich tätig. 1702 hielt er sich als „Palier“ in Weismain auf, so daß er durchaus als entwerfender Architekt der Kreuzkapelle in Frage kommt. Durch Frondienste der Bürgerschaft schritt der Bau voran, und im Herbst 1702 war der Rohbau fertig. Am 13. Juni 1706 konsekrierte Weihbischof Johann Werner Schnatz den Heilig-Kreuz-Altar in der neuen Kapelle.

War es während der Bauzeit schwierig, das erforderliche Geld für den Kapellenbau zu akquirieren, scheint die Spendenfreudigkeit der Gläubigen in den ersten Jahren nach der Fertigstellung groß gewesen zu sein. Durch Spenden kam nach und nach die Innenausstattung (drei Altäre, eine Orgel und eine Glocke) in die Kapelle. Der Weismainer Chronist Johann Baptist Foerst schreibt im Jahr 1856 über die Kreuzkapelle: „Bemerkenswerth erscheint es noch anzuführen, daß in den ersten Jahren der Entstehung der Kapelle die Opfer an Geld, Kälbern, Schaafen, Ziegen, Gänsen, Hühnern, Schmalz, Gedrait etc. etc. in so reichlichen Maße der Kapelle zu flossen, daß ein eigener Platz für die geopferten Thiere unter der Stiege der Emporkirche eingerichtet werden mußte, damit die Thiere die Kapelle nicht verunreinigen konnten. Der Erlös aus dergleichen Opfern betrug jährlich über 100 fl – wie die Rechnungen der Jahre 1721-27 darthun.“

Am Burgweg war ein einfacher, anspruchsloser Saalbau aus verputzten Sandsteinquadern entstanden. Auffallend sind das Westportal mit gesprengtem Segmentgiebel und der achteckige, verschieferte Glockenturm.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden verschiedene Reparaturen erforderlich. Die Kirchentür, die beiden Chorbänke und das Kommunikantengitter stammen aus dieser Zeit.

Umbau- bzw. Renovierungsarbeiten im späten 19. Jahrhundert veränderten das Erscheinungsbild des Innenraums. 1868 wurde das ursprüngliche Chorgewölbe entfernt und durch eine Flachdecke ersetzt. Zu einer Gesamtrenovierung kam es in den Jahren um 1900. Im Zuge dieser Maßnahme wurde der Hochaltar durch einen qualitätvollen Neubau im Stil der Neorenaissance ersetzt, während der ausdrucksstarke Kruzifixus, eine Arbeit des 17. Jahrhunderts, erhalten blieb. Die Figuren der Maria und des Johannes schuf der Bamberger Bildhauer Philipp Dorsch im Jahr 1901.

In Verbindung mit der Kreuzkapelle sind sieben Bildstöcke aus Sandstein erhalten, die am Burgweg stehen und an denen der Kreuzweg gebetet wurde, wenn am Karfreitag die Prozession in die Kapelle zog. In der Bayerischen Denkmalliste sind die sieben Kreuzwegstationen in Zusammenhang mit der Kapelle verzeichnet. Die plastisch und aufwändig gearbeiteten Bildstöcke, die von Bürgern gestiftet wurden, stammen aus den Jahren 1703 bis 1724. In seiner Gesamtheit stellt dieser […] erhaltene Kreuzweg ein bedeutendes kulturgeschichtliches Denkmal dar, urteilt Peter Ruderich.

Im Chor der Kreuzkapelle befindet sich über der linken Chorbank das Wappen der Familie Handel, das dort im Jahr 1880 vom österreichischen General Viktor Freiherr von Handel-Mazzetti angebracht wurde. Es erinnert an seinen Vorfahren Johann (Hans) Handel, der sich 1626 als Metzger in Weismain niederließ. Seine Gattin Margaretha wurde 1674 der Hexerei bezichtigt und nach Bamberg zum Verhör gebracht. Im Zuge der Befragungen verstarb sie, ohne dass ihr ein Vergehen nachgewiesen werden konnte. Über der rechten Bank ist das Wappen der Schenk von Stauffenberg angebracht.

Nachdem die Karfreitagsprozession im frühen 19. Jahrhundert eingestellt wurde, wurde es ruhig um die Kreuzkapelle. Der Plan, um sie herum einen neuen Friedhof anzulegen, fand keine Umsetzung. Stattdessen diente die Kreuzkapelle als Ausweichmöglichkeit für die Gottesdienste, wenn diese nicht in der Pfarrkirche St. Martin abgehalten werden konnten. Dies war zum Beispiel 1816 und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Fall, als das Langhaus der Pfarrkirche wegen Bauschäden gesperrt werden musste. Die evangelische Kirchengemeinde Buchau/Weismain feierte in der Kapelle seit 1945 ihre Gottesdienste, bis die eigene Christuskirche im September 1960 eingeweiht wurde.

Bis heute engagieren sich Weismainer Bürger für den Erhalt der Kreuzkapelle. An erster Stelle ist hier die Weismainer Kolpingfamilie zu nennen. Besonders in der Osterzeit rückt die Kapelle ins Licht der Öffentlichkeit, wenn von dort die Palmsonntagsprozession in die Pfarrkirche zieht. Am Karfreitag lädt die Katholische Pfarrei zum Bußgang ein, der von der Kapelle am Oberen Tor zur Kreuzkapelle führt. Im September wird das Patronatsfest mit einem Gottesdienst in der Kapelle gefeiert.

Durch ihre direkte Lage am Frankenweg, einem überregionalen Wanderweg vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb, wird die Kapelle auch von vielen Wanderern gerne besucht.

Literatur

Johann Baptist Foerst: Weißmain, das ehemalige Fürstbischöfliche Bamberg’sche Landstädtchen geschichtlich dargestellt von den derzeitigen Gemeindevorsteher dasselbst. Als Versuch einer Local=Chronick. Manuskript 1856, S. 29 f. (Verwahrt im Stadtarchiv Weismain)

Bernhard Dietz: Der Kreuzweg auf dem Burgberg zu Weismain. In: Heimat-Blätter vom Maintal und Jura / Beilage zum Lichtenfelser Tagblatt Nr. 17/1930.

Die Geschichte der Kreuzkapelle in Weismain, nach einer Aufzeichnung des bekannten Heimatforschers Bernhard Dietz +. In: Heimat-Blätter vom Maintal und Jura / Beilage zum Lichtenfelser Tagblatt Nr. 11/1960.

Peter Ruderich: Kunst- und Architekturgeschichte Weismains vom 13. bis zum 20. Jahrhundert. In: Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 2, hrsg. v. Günter Dippold. Weismain 1996, S. 81-200, hier S. 123).

Günter Dippold: Zur Weismainer Kirchengeschichte von den Anfängen bis zum Ende des Hochstifts Bamberg. In: Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1, hrsg. v. Günter Dippold. Weismain 2011, S. 203-230, hier S. 219-222.

Josef Urban: Aspekte der Weismainer Pfarr- und Kirchengeschichte im 19. Jahrhundert. In: Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1, hrsg. v. Günter Dippold. Weismain 2011, S. 231-262, hier S. 236 f.

Alfons Motschenbacher: Die katholische Pfarrei Weismain in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1, hrsg. v. Günter Dippold. Weismain 2011, S. 263-278, hier S. 264.

Norbert Fiedler: Hl.-Kreuz-Kapelle. In: Weismain. St. Martin. Kleine Kunstführer Nr. 1813, Regensburg 2000 (2. Aufl.), S. 16-19.