Glocken sind Signalgeber. Sie strukturieren den Tag, die Woche, das Jahr und das Leben. So war es zumindest früher einmal. Zum Beispiel das Angelusläuten: Es mahnt, die Arbeit zu unterbrechen und sich dem eigentlichen Lebensinhalt und Zweck zu zuwenden und sich nicht mit arbeiten, arbeiten, arbeiten … selbst fertig zu machen; Pausen einzulegen, den Feierabend zu genießen, am Sonntag zur Ruhe zu kommen. Früher war das selbstverständlich, doch wer achtet heute noch auf das Angelusläuten oder das sonntägliche Läuten zum Gottesdienst?
Warum kommen heute so viele Menschen nicht mehr mit ihrem Leben zurecht? Es könnte sein, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens ungenügend beantwortet ist.
Hält der Mensch inne, erinnert durch das Angelusläuten, wird das nicht so leicht passieren: Ihm wird bewusst, zu mehr berufen zu sein, als zu raffen und zu schaffen und Erfolg zu haben. Man bräuchte nur das Läuten der Glocken und dessen Bedeutung wieder bewusst wahrnehmen!
Im Turm der Weismainer Kirche hängen vier Glocken. Die Zwölfer ist mit 25 Zentner die Größte, gefolgt von der Neuner mit 21 Zentnern. Die Gedächtnisglocke wiegt 10 und die Vesperglocke („Sterbeglocke“) 4 Zentner.
Interessant sind die Inschriften auf den beiden großen Glocken, wie zum Beispiel auf der Zwölfer: „Gottes Wort bleibt ewig, Glaub mit Tat, wirst selig“ oder auf der Neuner: „Defunctos plango, vivos voco, fulgura frango“ (Die Toten beklage ich, die Lebenden rufe ich, die Blitze breche ich).
Eine ausführliche Abhandlung über die Weismainer Glocken und ihre Geschichte ist zu finden in: Weismain, Band 2, Seiten 201-208. Verfasser ist Claus Peter. Hingewiesen sei auch auf eine Marginale zur Zwölferglocke, verfasst von Norbert Fiedler, nachzulesen im Weismainer Kirchenführer auf den Seiten 24 und 25.